Mit der Subphotique von Triton wird eine markante Taucheruhr dem Vergessen entrissen. Die ungewöhnliche Position der Krone bei zwölf Uhr lenkt dank der ebenso außergewöhnlichen Konstruktion des Kronenschutzes sofort die Aufmerksamkeit von Uhrenkennern auf sich. Dabei verzichtet das Triton-Modell auf die sonst heute üblichen beifallsheischenden Auffälligkeiten. Etwa bunte Keramiken, durchbrochene Zifferblätter oder Übergrößen. Ihr Durchmesser von 40 Millimetern im erweist sich als dezent und bequem tragbar. Mit ihrer bescheidenen Höhe von zehn Millimetern gleitet sie auch in der Biotop-fremden Büroumgebung unter die Hemdmanschette und die überwiegend schwarzweiße Ausführung vermeidet jedes gestalterische Lautsprechertum.

Taucheruhr aus den Pioniertagen

Freundlicherweise hat mir der Berliner Juwelier Lutz Reuer als engagierter deutscher Importeur eine Subphotique zum Test überlassen, die mich seit einigen Monate am Arm begleitet. Ich bin zwar kein Taucher, aber das dürfte ich mit der Mehrheit der Taucheruhrenträger gemeinsam haben. Dennoch möchte ich zunächst – Achtung Kalauer – in die Geschichte eintauchen. Taucherlegende Jacques-Yves Cousteau und Émile Gagnan, ein Ingenieur von Air Liquide, hatten nach dem zweiten Weltkrieg ihr Tauchgerät entwickelten. Im Jahr 1946 gründete Air Liquide die Tochterfirma La Spirotechnique. Diese sorgte mit der Massenproduktion von Tauchausrüstung maßgeblich für die anhaltend dynamische Entwicklung des Freizeittauchsports. Verschiedene Marken fertigten hierfür Taucheruhren, welche La Spirotechnique unter eigenem Namen vermarktete. Darunter ragte die »Triton Spirotechnique« heraus. Besonders das Modell mit dem markanten Bandanstoß bei zwölf Uhr und dem integrierten Kronenschutz ist heute ein rares und gesuchtes Exemplar. Ein solches zeigte mir der Co-Gründer der wiedererstandenen Marke, Jean Sebastien Coste, auf der diesjährigen Baselworld. Dort deutete er auch an, an einem etwas günstigeren Modell zu arbeiten. Mehr wollte er noch nicht verraten.

Diese Triton Spirotechnique aus den 1960er Jahren dient dem heutigen Modell als Vorbild.

Diese Triton Spirotechnique aus den 1960er Jahren dient dem heutigen Modell als Vorbild.

Die historische Triton wurde vom französischen Uhrenfertiger Dodane hergestellt, der nur eingefleischten Sammlern für seine Type 20 Chronographen für die französische Armee bekannt ein dürfte. Die Triton Spirotechnique war die teuerste Taucheruhr der 1960er Jahre und ausschließlich über Tauchausrüster erhältlich, wurde also nie über den Uhrenhandel vertrieben. Das mag einer der Gründe sein, weswegen sie in Vergessenheit geriet.

Die Triton dringt in die Dunkelheit vor

Auf den Namen Subphotique hört das aktuelle Tritonmodell der Neuzeit. Als photisch wird der Bereich der Ozeane bezeichnet, in den noch das Tageslicht eindringt. Blaues Licht dringt mit maximal 150 Metern Wassertiefe bei klarem Wasser dabei am tiefsten vor. Da die Triton dem Druck stand hält, wie er in 500 Metern Wassertiefe herrscht (50 bar), ist sie auch in Tiefen einsetzbar, die nur künstliches Licht erhellt. Daher besitzt die Triton auch bei drei Uhr ein Heliumauslassventil, das bei Tieftauchgängen dem beim sogenannten Sättigungstauchen eingedrungenen Edelgas einen geregelten Austritt verschafft, ohne dass die Uhr Schaden nimmt. Angesichts der beachtlichen Wasserdichtheit fällt die Triton Subphotique erstaunlich flach aus. Den Tragekomfort erhöht auch der obere Bandanstoß. Er ist mit einem Scharnier am Gehäuse befestigt und besitzt einen mittigen Ausschnitt, der in geschlossenem Zustand die Krone aufnimmt. Damit ist sie vor versehentlichen Schlägen gut geschützt. Darum trägt sie das Triton-Logo ganz mutig auch unter einer kleinen Glaskuppe. Zudem verhindert diese Konstruktion, dass die Krone nach dem Stellen der Uhrzeit oder dem Aufziehen nach einer Ruhezeit von mehr als 42 Stunden unverschlossen mit dem feuchten Element in Berührung kommt. Erst wenn sie korrekt verschraubt ist, legt sich der Kronenschutz sichernd darüber.

Im Inneren des Gehäuses aus Edelstahl 316L schlägt das rhodinierte und mit Perlagen versehene Schweizer Automatikwerk M100 von Soprod mit 28.800 Halbschwingungen je Stunde. Im permanenten Tragetest am Arm läuft es erfreulicherweise leicht im Plus. Der Test auf der Zeitwaage offenbart jedoch leichte Schwächen, wenn 24 Stunden lang keine neue Energie zugeführt wird. Es empfiehlt sich also, die Subphotique möglichst in Bewegung zu halten. Angesichts des Tragekomforts spricht nichts dagegen. Das stoffbezogene Kautschukarmband ist auch bei höheren Temperaturen  angenehm zu Tragen, sauber verarbeitet und mit einer markanten und gravierten Dornschließe versehen.

Neben der auffälligen Krone besitzt auch die Lünette erwähnenswert gestaltete Details. Die erste Ziffer der zweistelligen Minutenangabe auf der einseitig drehbaren Lynette mit Saphirglaseinsatz in Zehnerschritten ist typografisch größer ausgeführt als die zweite. Allerdings sind die ersten 15 Minuten nicht gemäß der Taucheruhrennorm ISO 6425 hervorgehoben. Auch das sogenannte »Roulette«-Datum ist ein hübsches historisches Detail der Triton. Dabei sind die Datumsangaben wechselweise in Rot für gerade oder Schwarz für ungerade Tage ausgeführt. 4.490 Euro mit Kautschukarmband, 4.890 Euro am Stahlarmband (nicht getestet).

Die Triton Subphotique ist eine Zeugin der Zeit, als die Pioniere wie Jacques-Yves Cousteau oder Hans Hass den Tauchsport populär machten. Die Triton ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Für Freunde des Genres ist sie eine interessante und abwechslungsreiche Alternative. Zu ihrer Zeit stand sie mit den heute bekannten Klassikern unter den Taucheruhren in einer Reihe. In einem Katalog für Wassersportausrüstung lag sie preislich sogar oberhalb der Rolex Submariner. Das hat man sich beim heutigen Modell zum schlechten Vorbild genommen. Aber wenn der Wunsch nach einer originellen und authentischen Taucheruhr bei der Kaufentscheidung im Vordergrund steht, sollte die Triton Subphotique mit in Betracht gezogen werden

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